Investment Board

 

Das EAM Investment Board ist ein strukturierter, kontinuierlicher und zeitnaher Dialog

mit und unter den Nachhaltigkeits-Research-Agenturen. Das Board bietet die Möglichkeit

eines Abstimmungsprozesses von eigenem mit externem Research. Diskutiert werden

auch Details zu Ratings, die ESG-Einschätzung der IPOs neuer Emittenten und Nach-

haltigkeitsthemen im Allgemeinen.

 

Fußabdruck der Autobranche

 

Die erste Erkenntnis unseres Investment Boards ist auch die ernüchterndste: Der CO2-Fußabdruck ist ein

interessantes, aber kein klar definiertes Konzept. Es gibt derzeit keine einheitliche, von allen Benutzern

akzeptierte Berechnungsmethode. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Quellen: WWF Living Planet Report 2012, Global Footprint Network, Internationale Organisation für Normung (ISO)

Was ist der CO2-Fußabdruck?

Unser Kooperationspartner WWF Österreich erklärt: Der EAM-

Kooperationspartner World Wide Fund For Nature (WWF) Österreich

definiert den CO2-Fußabdruck auf Basis des jährlich erscheinenden

„Living Planet Report“ von WWF International: Der CO2-Fußabdruck ist

die Größe der Waldfläche, die benötigt wird, um alle CO2-Emissionen

aufzunehmen - abzüglich jener Emissionen, die bereits von Ozeanen absorbiert wurden. Er ist Teil des Ökologischen Fußabdrucks, der 1994

von den Wissenschaftlern Mathis Wackernagel und William Rees ent-

wickelt wurde. Dieses Konzept bildet die Inanspruchnahme der Bio-

sphäre durch den Menschen ab. Der CO2-Fußabdruck lässt sich für

Staaten, Unternehmen, Produkte sowie Personen berechnen.

 

CO2-Emissionen machen mengenmäßig den größten Anteil der Treib-

hausgasemissionen aus, die zur globalen Klimaerwärmung beitragen.

Der WWF Österreich begrüßt die CO2- und Treibhausgasbilanzierung

von Organisationen, Unternehmen, Produkten bzw. deren Lebenszyklus

usw., um Emissionen einschätzbar zu machen und Ansätze zur Reduk-

tion finden zu können. Bis heute fehlt eine klare, international aner-

kannte Definition des CO2-Fußabdrucks. Um Nachvollziehbarkeit zu

gewährleisten, wiegt somit eine saubere, gut dokumentierte Methodik

bei der Erhebung der CO2-Emissionen umso schwerer. Für das Jahr 2014

strebt die Organisation für internationale Standards (ISO) jedoch eine

einheitliche internationale Standardnorm für Produkte (ISO 14067) an.

Status quo:

Im Nachhaltigkeits-Rating der EAM wird der CO2-Fußabdruck nicht dezidiert ausgewiesen, spielt jedoch indirekt

eine wichtige Rolle. Bei Automobilproduzenten entspricht er dem Punkt „Treibstoffverbrauch & Emissionen“ und

wird mit 22% gewichtet.

Keine gesetzlichen Regelungen

Bisher gibt es kein Land, das gesetzlich einen CO2-Fußabdruck vorsieht. Einige Länder (Großbritannien,

Frankreich, Japan) schreiben bereits Verbrauchsstandards  und Reporting-Pflichten vor (in Großbritannien

müssen ca. 1.600 an der Londoner Börse gelistete Unternehmen ab 2014 ihre Emissionen im Jahresbericht

ausweisen). Einheitliche und transparente Regelungen, wie etwa in der Buchführung gang und gäbe, sind aber

noch nicht in Sicht.

 

Schwache Stakeholder

Auch Stakeholdern wie dem Einzelhandel oder NGOs fehlt das Durchsetzungsvermögen, Produzenten auf

einen Standard festlegen zu können. Tesco, ein Pionier im Bereich CO2-Abdruck, hat sein Vorhaben, alle

Produkte auszuzeichnen, deutlich eingeschränkt und wird nur noch bestimmte Produktgruppen kennzeichnen.

 

Starres Konzept – flexible Produktion

Nachteilig für das Konzept des Fußabdrucks ist auch die große Flexibilität vieler moderner Produktionsverfahren.

Ändern sich diese Prozesse, müsste entsprechend auch die Berechnung des CO2-Abdrucks angepasst werden.

 

Alternative Konzepte

Dazu kommt, dass der CO2-Fußabdruck mit alternativen Konzepten konkurriert und Unternehmen oft nicht

wissen, welches Modell ihre Ansprüche abdeckt. Die Bandbreite reicht vom Reporting der nur im Produktions-

prozess anfallenden Emissionen bis zum ökologischen Fußabdruck, der alle Umwelt- und Ressourcenthemen

abzudecken versucht. Dieses Konzept ist damit deutlich breiter, da es auch Trade-Offs, z.B. weniger CO2-Ausstoß

zulasten des Wasserverbrauchs, erkennen kann.

 

Nutzen für Unternehmen vorhanden

Trotz alledem hat der CO2-Fußabdruck auch seine Meriten als Marketing- und Management-Instrument für

Unternehmen, siehe Editorial. Dies trifft nicht zuletzt auf die Automobilindustrie zu: Zum einen lässt sich ein

verringerter Fußabdruck wunderbar vermarkten – Stichwort Öko-Effizienz der Flotte. Zum anderen wirkt er

sich finanziell aus, wie etwa beim Kauf und Verkauf von CO2-Emissionsrechten.

 

Das Hybridauto steht noch in der Nische

Tatsache ist, dass Automobilhersteller weltweit regulatorisch unter Druck stehen, den Kraftstoffverbrauch ihrer

Flotten zu reduzieren. Strategien zur Umsetzung dieser Vorgaben reichen von leichteren und damit energie-

effizienteren Materialien bis hin zum Hybrid- oder Elektro-Motor. Hier sticht vor allem eine Erkenntnis heraus:

Dem aktuellen Hype zum Trotz werden das Hybrid- oder Elektroauto das CO2-Problem der Automobilbranche

nicht lösen, ihr Marktanteil ist einfach zu gering: In den USA werden derzeit ca. 3% aller Fahrzeuge mit einem

Hybridmotor ausgestattet (Baum & Associates, 2012).

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