Nachschlag
„Im Mittelalter galt die Alchemie als eine den weltlichen und geistlichen Fürsten
würdige Beschäftigung“, berichtet Gerold Permoser, Chief Investment Officer (CIO)
der Erste Asset Management.
Transmutation Revisited
Kaiser Rudolf II wird bisweilen sogar als der „Alchemist auf dem Kaiserthron“ bezeichnet. Des Kaisers Labor
sowie seine Sammlung an Kuriositäten aller Art bildeten die wohl bedeutendste der Wunderkammer der
Renaissance bzw. des Barock und füllten mehrere Räume der Prager Burg. Ziel der kaiserlichen Alchemisten
war es, durch Transmutation unedle Metalle wie etwa Quecksilber in Gold oder Silber zu verwandeln. Als Hilfs-
werkzeug in diesem spirituellen Vorgang sollte der Stein der Weisen dienen.
Was einst die Alchimisten sind heute die Forscherin den Labors großer Konzerne
Heute fühlt man sich oft an die Zeit der Alchemisten erinnert. In den Forschungslaboren großer Konzerne, den
modernen Wunderkammern der Mächtigen, suchen die Nachfolger der Alchemisten wieder nach dem Stein der
Weisen und der Transmutation: aus Gasen soll wenn schon nicht Gold, dann zumindest Geld erzeugt werden.
Eine Lösung für das CO2-Problem verspricht nicht nur eine bessere Zukunft, quasi das spirituelle Element in
der Gleichung, sondern auch wirtschaftlichen Erfolg.
Heute weiß man, dass Transmutation möglich ist und sich in Kernreaktoren aus Quecksilber durch Bestrahlung
Gold herstellen lässt. Dieses Verfahren funktioniert technisch, ist aber aufgrund seiner geringen Effizienz nicht
wirtschaftlich. Dieselbe Gefahr sehen wir auch in manchen Ansätzen der modernen Transmutation. Vieles
funktioniert, die Frage nach der Effizienz und Sinnhaftigkeit bleibt aber oft ausgespart. So fließt z. B. sehr viel
Geld in den Bereich Elektro-Autos – nicht zuletzt in deren Marketing. Dabei bleibt ausgeklammert, dass elektrisch
betriebene Fahrzeuge derzeit nur einen Bruchteil des CO2-Problems lösen und viele ungelöste Probleme mit
sich bringen.
Dass das Ausklammern der Realität aber auf Dauer keine Lösung ist, lehrt die Geschichte des Alchemisten
auf dem Kaiserthron. Kaiser Rudolf II wurde aufgrund seiner Untätigkeit im Reich von seiner eigenen Familie
entmachtet. Es wurde seinem Nachfolger Matthias überlassen, die drängenden Probleme seiner Zeit zu lösen.
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