Investment Board

 

Das EAM Investment Board ist ein strukturierter, kontinuierlicher und zeitnaher Dialog

mit und unter den Nachhaltigkeits-Research-Agenturen. Das Board bietet die Möglichkeit

eines Abstimmungsprozesses von eigenem mit externem Research. Diskutiert werden

auch Details zu Ratings, die ESG-Einschätzung der IPOs neuer Emittenten und

Nachhaltigkeitsthemen im Allgemeinen.

 

Sportgroßereignisse

 

Stell dir vor, es ist Investment Board, und keiner geht hin. Vor dieser Situation standen wir bei der Erstellung dieses ESG Letters. Als wir uns für das Thema Sportgroßereignisse entschieden, glaubten wir auf eine SRI-publizistische Goldader gestoßen zu sein. Großereignisse dieser Art berühren schließlich alle Dimensionen von E, S und G. (siehe Editorial)

Der Duden definiert Verantwortung als:

 

a) [mit einer bestimmten Aufgabe,

einer bestimmten Stellung verbundene]

Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass

(innerhalb eines bestimmten Rahmens)

alles einen möglichst guten Verlauf

nimmt, das jeweils Notwendige und

Richtige getan wird und möglichst kein

Schaden entsteht

b)  Verpflichtung, für etwas Geschehenes

einzustehen [und sich zu verantworten]

Unsere Annahme war sehr einfach:

 

Fußball-WM oder Olympische Spiele = großes Geschäft = Unternehmen. Will man diese Events nachhaltiger

gestalten, muss man bei den Unternehmen anfangen.

 

Sponsoren verfügen als Exklusivpartner über Vermarktungs- sowie sonstige Rechte (temporäre und

lokale Monopole, Steuererleichterungen).

 

Unternehmen profitieren direkt von Investitionen rund um Stadionbauten, Ausstattung,

Transportinfrastruktur oder Catering.

 

Fluglinien, TV-Gerätehersteller oder Tourismusindustrie profitieren indirekt von solchen Events.

 

Leider stellte sich unsere glänzende Idee als Katzengold heraus. In Gesprächen mit unseren vier ESG-Rating-

agenturen kam das klare Feedback, dass Megaevents nicht klar zu bewerten wären: Ausrichter solcher Sport-

ereignisse ist meist eine staatsnahe lokale Organisation, Veranstalter ein privater Verein (FIFA, UEFA, Olympisches

Komitee). Ist nun z. B. Adidas dafür verantwortlich, was die FIFA, laut Research-Unternehmen RepRisk „the world’s

most controversial organisation“ macht? Nicht zuletzt stehen viele Informationen gar nicht zur Verfügung.  Wer

z. B. baut die Stadien in Katar? Auf diesem fehlenden Hintergrund lasse sich unternehmerische Verantwortung

kaum festmachen.

 

Am Ende unserer Beschäftigung mit dem Thema Sportgroßereignisse geht es uns ein wenig wie nach der ABS-Krise.

Damals wurde Risiko solange geteilt, bis es vermeintlich verschwunden war. Bei Megaevents scheint es ähnlich.

Verantwortung wird so lange „privatisiert“, anonymisiert, delegiert und geteilt, bis am Ende ein großes Geschäft

ohne Verantwortung übrig bleibt.

 

Überraschenderweise sind einige Unternehmen hier schon weiter als die Ratingagenturen. Manche Firmen

reagierten auf unser Engagement binnen einem Tag. Offensichtlich war diesen Unternehmen klar, dass sie mit

dem jeweiligen Sportereignis assoziiert werden und daraus Verantwortung folgt. Wir gehen davon aus, dass sich

diese Sichtweise in den nächsten Jahren weiter durchsetzen wird.

 

Status quo:

„Sportgroßereignisse“ spielen bisher keine eigenständige Rolle in der Analyse von Ratingagenturen und sind somit

auch nicht im EAM-Bewertungssystem gewichtet. Die EAM hat einen Diskussionsprozess mit ihren Ratingagenturen

gestartet, um das Bewußstsein für dieses Thema zu erhöhen.

 

(Gerold Permoser)

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