Investment Board
Das EAM Investment Board ist ein strukturierter, kontinuierlicher und zeitnaher Dialog
mit und unter den Nachhaltigkeits-Research-Agenturen. Das Board bietet die Möglichkeit
eines Abstimmungsprozesses von eigenem mit externem Research. Diskutiert werden
auch Details zu Ratings, die ESG-Einschätzung der IPOs neuer Emittenten und
Nachhaltigkeitsthemen im Allgemeinen.
Erdöl
Erdöl ist allgegenwärtig, auch in der Diskussion zwischen nachhaltigen Investoren. Oft werden Stimmen laut,
gänzlich auf Investitionen in Erdöl zu verzichten. Die Erste Asset Management hat diesen Weg nicht gewählt.
Um diese Überzeugung auf die Probe zu stellen, haben wir mit unseren Research-Partnern die Bedeutung
von und mögliche Alternativen zu Erdöl beleuchtet.
Nehmen wir an – und wir hoffen es nicht – die Lektüre dieses Newsletter bereitet Ihnen Kopfschmerzen. Sie
greifen zu einer Tablette Paracetamol – deren Wirkstoff auf einem Erdölderivat basiert. Auch weniger triviale
Leiden werden mit solchen Präparaten therapiert, von Antibiotika bis zu einem neuen Molekül, das die Heilungs-
chancen chronischer Hepatitis-C-Opfer von 20% auf nahe 100% hebt. Doch nicht nur in der Medizin, auch in
der Chemie und der Herstellung von Kunststoffen und -fasern ist Erdöl ein wichtiger Rohstoff.
Dennoch gibt es Alternativen. Bereits der erste industrielle Kunststoff, Celluloid, war pflanzlich. Heute gibt es
eine Vielzahl neuer Biopolymere, die erdölbasierte Kunststoffe ersetzen können. Auch wichtige Chemikalien
kommen zunehmend aus nachwachsenden Quellen. Beides bleibt jedoch eine Nische. Bis 2025 soll der Marktanteil
von Bioplastik auf gerade 3% steigen. Qualitätsprobleme und zu hohe Kosten limitieren die Entwicklung. Das
Recycling einer Tonne Plastik spart zwar bis zu 8.000 Liter Erdöl, fällt jedoch global aufgrund niedriger Recycling-
quoten nicht ins Gewicht. Selbst die Biotechnologien, die derzeit die Pharmazie ohne einen Tropfen Öl revolu-
tionieren, bleiben der Spitzenmedizin vorbehalten und können auch hier die Petrochemie (noch) nicht ersetzen.
Weiters bergen die für eine industrielle Herstellung der Grundstoffe notwendigen Plantagen nicht nur enorme
soziale Risiken in sich, sondern gefährden durch Flächenbedarf, Gentechnik und Monokulturen auch die Umwelt.
Gerade im Energiebereich, immerhin noch zwei Drittel des weltweiten Erdölverbrauchs, unterstreichen Agrar-
treibstoffe, dass nachwachsend nicht unbedingt nachhaltig bedeutet. Kurzum, Erdöl bleibt unumgänglich,
selbst wenn langfristige Alternativen nicht mehr der Science-Fiction entspringen. Allerdings variieren zwischen
den besten und schlechtesten Erdölunternehmen der Ausstoß von Treibhausgasen um den Faktor neun und
tödliche Unfälle um das Fünffache. Gerade hier ist unsere Verantwortung als nachhaltiger Investor gefragt
und nicht eine kalte Schulter.
Status quo:
Anstatt uns von Erdöl abzuwenden, halten wir es für richtig, Investitionen zu den besten des Sektors zu leiten.
Nicht zuletzt weist das Research des Investment Board darauf hin, dass (Energie-)Effizienz mittelfristig weit mehr
bewirkt als alternative Technologien. Auch diese betrachten wir für jeden analysierten Titel.
(Dominik Benedikt)