Vom Luxuswesen zum Wesen des Luxus
„In der Vorbereitung auf das Thema Luxus bin ich dem üblichen Prozedere gefolgt“
erzählt Gerold Permoser, Chief Investment Officer (CIO) und Chief Sustainable
Investment Officer (CSIO) der Erste Asset Management.
Etymologie des Wortes (Wiki-sei-Dank)? Habe ich schon einmal ein Buch über das Thema gelesen (so richtig nicht)?
Welche Erfahrungen habe ich mit dem Thema (zu viele)? Kenne ich ExpertInnen (oh ja)?
Ich bin sogar überzeugt, mit einem Luxuswesen verheiratet zu sein. Meine Frau mag Luxus und sagt das auch
ganz klar. Entsprechend war der Einstieg in eine spannende und lange Diskussion gleich gefunden. Was ist
Luxus überhaupt? Sollen oder dürfen wir Luxus mögen? Ich durfte etwa lernen, dass im Portugiesischen zwischen
Luxus und Luxuria unterschieden wird. Beide stammen zwar vom selben lateinischen Wort, nur meint das eine
den Luxus, von dem wir sprechen, während das andere die Wollust, eine der sieben Todsünden, bezeichnet.
Und plötzlich saßen wir beide gemütlich mit einem Glas Wein in der Hand auf dem Sofa und blätterten in
Dantes „Göttliche Komödie“. Wir lasen den Fünften Gesang und erfuhren, wie die Seelen der fleischlichen
Sünder auf ewig im zweiten Kreis der Hölle im Wind trieben, als Strafe für ihre Sünden.
Alles, was ich (mit Ausnahme von Dantes Szenario) oben beschrieben habe, war bis vor kurzem und ist auch
heute in vielen Teilen der Welt Luxus. Bücher, Wein, Bildung, eine gemütliche Wohnung, in der man sich am
Sofa räkeln kann, waren und sind für unzählige Menschen ein den normalen Rahmen der Lebenshaltung
übersteigender und nur zum Vergnügen betriebener Aufwand. Luxus eben. Für meine Frau und mich hingegen
war die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, der pure Luxus.
Das Wesen des Luxus ändert sich mit der Zeit. Dinge, die früher unerreichbar waren, sind
heute normal und werden es morgen vielleicht nicht mehr sein. Ähnliches gilt auch
für das Thema des nachhaltigen Investierens. Von einigen wird der Blick auf
E-, S- und G-Risiken immer noch als Luxus gesehen, den man sich leisten
können muss. Für immer mehr Investoren
gehört das aber inzwischen zur Normalität –
zum „New Normal“, wie man auf den Finanz-
märkten so gerne sagt. In diesem Sinn
freuen wir uns darauf, den Weg in die
Normalität auch nächstes Jahr mit Ihnen
gehen zu dürfen.
Gesegnete Weihnachten und
einen guten Rutsch.