EDITORIAL

Mag. Gerold Permoser ist Chief Investment Officer (CIO)

und Chief Sustainable Investment Officer (CSIO) der Erste

Asset Management. In dieser Funktion verantwortet er die

gesamten Asset-­Management-Aktivitäten und Anlagestrategien

aller Investmentfonds der Erste-Asset-Management-Gruppe

in Öster­reich, Deutschland, Kroatien, Rumänien, der Slowakei,

Tschechien und Ungarn.

Der Turm zu Babel

 

Die Geschichte gehört zu einer der bekanntesten aus der Bibel. Die Menschen wollten sich mit Gott auf eine

Stufe stellen und begannen, einen Turm bis zum Himmel zu bauen. Gott bestrafte der Menschen Hybris

daraufhin mit der babylonischen Sprachverwirrung. Einer einheitlichen Sprache verlustig gegangen, waren

die Menschen nicht mehr in der Lage, den Turmbau zu vollenden.

 

Wenn man das Rennen um das höchste Gebäude der Welt mitverfolgt, zeigt sich recht schön, dass wir

Menschen wenig gelernt haben. Turm und Hybris dürften immer noch siamesische Zwillinge sein. Und

zumindest in jenen Immobilien, die nachhaltig sein wollen, ist mit dem Zertifikate-Chaos auch die babylonische

Sprachverwirrung geblieben.

 

Was macht eine Immobilie nachhaltig? Ist es nachhaltiger, in einem schlecht isolierten Jahrhundertwende-

Altbau zu leben, da ein Neubau die Umwelt mehr belasten würde als die höheren Energiekosten? Ist es sinnvoll,

in eine Isolierung zu investieren, wenn diese de facto als Sondermüll endet? Sind dreifach verglaste Fenster

die Lösung, auch wenn sie oft aufgrund von schlechtem Lüftungsverhalten zu mehr Schimmel in den

Wohnungen führen?

 

Und wie misst man die Nachhaltigkeit von Immobilien, wenn schon der Begriff nicht klar ist? Zwar gibt es

eine Unmenge von Ratings und Zertifizierungen, die für sich eine Aussagekraft über die Nachhaltigkeit der

Immobilie beanspruchen. Aber was messen Energieausweis & Co wirklich? Und wie stehen solche Zertifikate

zueinander? Messen sie dasselbe oder macht es Sinn, sie zu kombinieren?

 

Immobilien, von vielen auch als Betongold tituliert, waren in den letzten Jahren im D-A-CH-Raum sowohl

von den Erträgen als auch von der Nachfrage her eine der interessantesten Anlageklassen. Investoren,

die gezielt in nachhaltige Investmentprodukte investieren, fanden wenige Anlagemöglichkeiten vor. Ein Grund,

uns dieser nachhaltigen Terra Incognita zu widmen. Wir laden Sie, meine Damen und Herren, dazu ein,

uns auf unserer Entdeckungsreise zu begleiten. Vielleicht können wir einen Beitrag leisten, die nachhaltige

Sprachverwirrung zu beenden und so den Weg für den Bau eines nachhaltigen Immobilienportfolios frei

machen.

 

Herzlichst

Mag. Gerold Permoser

Nächster Beitrag / „Green Buildings“: Auswirkung auf Leistung und Wohlbefinden

© Erste Asset Management GmbH  |  Impressum  |  Gesetzlicher Hinweis  |  Datenschutz